Den Frieden im Angesicht des Konflikts stärken
Rigpa Vision Board
Wir alle sind uns der stürmischen Zeiten bewusst, in denen wir leben. Auch wenn die besonderen Herausforderungen der Pandemie nachzulassen scheinen, stehen wir weiterhin vor kritischen Umweltproblemen, und in vielen Teilen der Welt herrschen weiterhin Krieg und Konflikte.
Was können Dharma-Praktizierende oder auch neue Meditierende tun, wenn wir uns zuweilen machtlos fühlen? Der erfahrene Rigpa-Lehrer Philippe Cornu gibt uns seinen Rat für diese Zeiten.
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Was können wir als Dharma-Praktizierende angesichts von Krieg und Konflikt tun, um die Negativität abzuwenden und stattdessen Frieden, Ruhe und Mitgefühl zu erzeugen?
Unsere eigenen Emotionen prüfen und Mitgefühl entstehen lassen
Zuallererst können wir in uns selbst schauen und die klare Entscheidung treffen, uns nicht auf die verstörenden Emotionen einzulassen, die vielleicht aufsteigen – wie Hass, Wut oder Vorurteile. Wir können unseren Geist beobachten: innehalten, wenn wir in uns selbst negative Gefühle wahrnehmen und stattdessen durch Meditation und Praxis Ruhe in unser eigenes Wesen bringen.
Wir sehen auf unseren Bildschirmen in aller Deutlichkeit das Leid, das der gegenwärtige Konflikt für alle Beteiligten mit sich bringt. Wie es im Tibetischen Buch vom Leben und Sterben heißt:
„Jedes dieser Bilder könnte Ihr Herz gegenüber dem ungeheuren Leiden in der Welt öffnen. Lassen Sie die Liebe und Trauer nicht umsonst in sich aufsteigen... und nutzen Sie diese schnellen, lichten Aufwallungen von Mitgefühl. Konzentrieren Sie sich auf sie, folgen Sie dem Mitgefühl tief in Ihr Herz und meditieren Sie darüber... Lassen Sie den Lebewesen Ihr Herz in unmittelbarem, unermesslichen Mitgefühl zufliegen, und richten Sie dieses Mitgefühl, verbunden mit dem Segen aller Buddhas, auf die Linderung des Leidens überall.“
Padmasambhava, Guru Rinpoche anrufen
Für die Anhänger*innen des tibetischen Buddhismus ist Guru Rinpoche, Padmasambhava, der letztendliche Buddha für dieses degenerierte Zeitalter. Er hat versprochen, uns seinen Segen und seine Hilfe in Zeiten von Konflikten und Unruhen aller Art zukommen zu lassen. Wie Guru Rinpoche sagte: „Wer auch immer an mich denkt, ich stehe vor euch.“ Deswegen können wir uns alle an ihn wenden, um Hilfe zu erfahren.
Es gibt viele Möglichkeiten, wie wir Guru Rinpoche anrufen und ihn herbeibitten können – je nachdem, welche Praktiken uns am meisten vertraut sind. Jede*r kann ganz einfach das Vajra Guru Mantra chanten: OM AH HUNG VAJRA GURU PADMA SIDDHI HUNG. Das Tibetische Buch vom Leben und vom Sterben beschreibt, wie dieses „...Mantra von Padmasambhava, das Mantra aller Buddhas, Meister und verwirklichten Wesen... außerordentlich kraftvoll und wirksam für Frieden, Heilung, Transformation ist und ein Schutz in diesem von Gewalt geschüttelten, chaotischen Zeitalter.“
Diejenigen, die Ngöndro, Vajrayana oder Dzogchen praktizieren, können Guru Rinpoche anrufen, indem sie mit einsgerichtetem Geist das Sieben-Zeilen-Gebet rezitieren und es zusammen mit dem Vajra Guru Mantra ansammeln. Hieran schließt sich das Rezitieren von Gebeten an, die Guru Rinpoches Segen erbitten, verbunden mit der Bitte, Hindernisse zu beseitigen (Dü Sum Sangye, Sampa Nyurdrupma, Sampa Lhundrupma, Barche Lamsel und weitere) – in ihrer kurzen oder langen Ausfertigung, je nach der Zeit, die wir hierfür haben. Gebete hier herunterladen
Die Kraft der Einigkeit
Jetzt ist ein entscheidender Zeitpunkt für uns, all unsere Bemühungen zu vereinen, unsere Praxis auf Frieden und Stabilität in der Welt auszurichten und die Menschheit vor Konflikten zu schützen – wo auch immer wir uns in der Welt befinden, in jedem Augenblick des Tages, wenn wir daran denken, ob wir versammelt sind, um gemeinsam zu praktizieren, oder wenn wir alleine praktizieren. Wir können unsere Gebete ohne Verzögerung auf alle ausrichten, die unter den aktuellen tragischen Ereignissen leiden, und auf alle Anführer*innen der Welt, damit sie die nötige Weisheit finden, um klare, dauerhafte Lösungen für den Frieden zu finden.
Allein mögen wir uns machtlos fühlen, aber gemeinsam haben wir große spirituelle Kraft, wie Dilgo Khyentse Rinpoche, Sogyal Rinpoche und viele andere Meister schon oft gesagt haben. Zweifellos können wir darauf vertrauen, dass wir durch unsere Praxis den Verlauf der aktuellen Ereignisse beeinflussen können. Möge dieses tibetische neue Jahr das Versprechen eines erneuten Friedens bringen.
Beten ist wirklich die wichtigste Aktivität, die wir zum Wohle aller Wesen derzeit ausführen können!
Philippe Cornu, im Namen des Rigpa Vision Board
Philippe Cornu ist einer von Rigpas erfahrenen Lehrer*innen und Mitglied von Rigpas Vision Board. Er ist Tibetisch-Übersetzer und akademischer Dozent am Oriental Civilisation and Language Institute (INALCO) in Belgien.
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