Pilgerreise nach Sikkim sowie Riwo Sangchö Praxis-Intensif in Drakkar Tashidiing
Catherine
Im November 2023 traf sich eine Gruppe von 27 Rigpa-Pilger*innen aus verschiedenen Ländern in Sikkim, im Nordosten Indiens, zu einer intensiven Riwo-Sangchö-Praxis unter der Leitung von Rigpa-Senior-Lehrer Mauro De March. Wir waren eine bunt gemischte Gruppe, zu der sowohl Leute gehörten, die zum ersten Mal nach Asien reisten, als auch erfahrene Reisende. Der Jüngste von uns hatte erst wenige Tage vor der Reise sein Studium der Luftfahrttechnik abgeschlossen und freute sich darauf, den Himalaya zu erkunden.
Sikkim ist ein Beyul, ein "verborgenes" Land, das von Padmasambhava gesegnet wurde und in dem das Heilige untrennbar mit der Landschaft verbunden ist und von der lokalen Bevölkerung auch heute geschätzt und bewahrt wird. Sogyal Rinpoche war eng mit Sikkim verbunden. Er ist hier nicht nur aufgewachsen nach seiner Flucht aus Tibet, sondern es war Rigdzin Gödem Ngödrup Gyaltsen – eine von Sogyal Rinpoches früheren Inkarnationen – , der um das Jahr 1300 den "Schlüssel" fand, um dieses verborgenen Land zu öffnen.
Drakkar Tashiding befindet sich im westlichen Distrikt von Sikkim. Es wird gesagt, dass es die am meisten verehrte aller heiligen Stätten ist. Im Rigpa-Wiki und auf Nekhor kann man mehr darüber erfahren, warum dieser Ort als so besonders gilt. Rigdzin Gödem soll dort mehrere Wunder gewirkt und die Weiße Felsenhöhle von Tashiding als Ort der Meditation gesegnet haben.
Warum eine Riwo Sangchö Intensiv-Praxis?
Riwo Sangchö (Berggipfel-Rauchopfer) ist eine bekannte Praxis des Sang*-Opfers. Guru Rinpoche verbarg das Terma mit Riwo Sangchö in einer der vier heiligen Höhlen, die Tashiding umgeben. Dies wurde von Lhatsün Namkha Jikme (1597-1653) als Teil des Rigzin Sokdrup Zyklus enthüllt. Es heißt: "Die Praxis besänftigte die örtlichen Geister und beseitigte alle Hindernisse, die dem Gedeihen des Dharma im Wege standen. Insbesondere stellte sie eine starke Verbindung zu den Lehren der Großen Vollkommenheit her und stellte sicher, dass Sikkim zu einem Zufluchtsort insbesondere für die Dzogchen-Lehren und -Praktizierenden wurde." Dudjom Rinpoche verfasste eine gekürzte Version, die zu den wichtigsten täglichen Praktiken der Rigpa-Sangha gehört.
Der heilige Ort Tashiding
Der Gebäudekomplex von Tashiding liegt auf einem steilen Hügel, der von Bergen und Flüssen geschützt wird. Neben den Klostergebäuden befindet sich ein Bereich mit zahlreichen Chörten (Stupas) in verschiedenen Größen, umgeben von prächtigen alten Bäumen, wilden Ringelblumen und Felsen mit heiligen Markierungen. Diese Chörten wurden über einen Zeitraum von Hunderten von Jahren zu verschiedenen spirituellen Zwecken errichtet und beinhalten das leuchtende Thongwa Rangdrol (Befreiung beim Sehen).
Der heiligste Chörten von Sikkim, der Thongwa Rangdrol, befindet sich [in Tashiding], und es heißt, dass ein bloßer Blick auf diesen Chörten ausreicht, um alle Sünden und Missetaten zu reinigen.
Das Dungshyuk von Jamyang Khyentse Chökyi Lodrö wurde hier abgehalten. Später errichteten hingebungsvolle Schülerinnen und Schüler unter der Leitung von Dilgo Khyentse Rinpoche – darunter Khandro Tsering Chödron und der junge Sogyal Rinpoche – eine große goldene Stupa mit seinen Reliquien. Sechzig Jahre später wurde Sogyal Rinpoches Dungshyuk ebenfalls in Tashiding durchgeführt, wobei Tausende von Menschen aus der ganzen Welt die Live-Übertragung verfolgten oder persönlich anwesend waren. Im Jahr 2022 wurde Rinpoches Mutter Mayum Pema Tsering Wangmo dort eingeäschert, und Anfang 2023 wurde eine Stupa mit Sogyal Rinpoches Reliquien errichtet. Diese kleine Stupa steht direkt hinter und neben der Stupa von Jamyang Khyentse Chökyi Lodrö, fast wie Vater und Sohn, und begrüßt die Pilger, wenn sie den Gebäudekomplex betreten.
Im Himmel praktizieren
Das Schöne an unserer Pilgerreise war, dass wir die meiste Zeit in Tashiding verbrachten und dort eine tägliche Routine von Praxis und Aktivität hatten. Bei unserer Ankunft auf dem Klostergelände richteten wir uns für 7 Tage ein. Als wir ankamen, bemerkte einer aus unserer Gruppe: "Ich möchte nie wieder weg!" Keine Straßen, keine Autos, keine Geschäfte, die schneebedeckten Gipfel des Himalaya, blauer Himmel und goldener Sonnenschein – himmlisch!
Dank des Wohlwollens und des Respekts gegenüber Sogyal Rinpoche, Rigpa und Mauro De March wurden wir wunderbar unterstützt und konnten so tief in die Praxis eintauchen und uns ohne Ablenkungen dem Segen der Umgebung hingeben. Khenpo Gyalwa Ngadag Denzin, das spirituelle Oberhaupt des Klosters Tashiding, erlaubte uns freundlicherweise, jeden Tag im Guru Lhakhang zu praktizieren und die Sang-Brenner zu benutzen.
Wir begannen jeden Tag mit der Meditationspraxis bei Sonnenaufgang im Wald in der Nähe des Leichenackers. Nach dem Frühstück versammelten wir uns im Guru Lhakhang, um zu praktizieren und dicke Wolken von wohlriechendem Rauch aus dem steinernen Sang-Brenner aufsteigen zu lassen.
Die Nachrichten über das Leid von Krieg und Naturkatastrophen überschlugen sich in den Medien, und es war eine Erleichterung, in eine tägliche Praxisroutine einzutreten. An den Nachmittagen praktizierten wir Tendrel Nyesel Tsok mit Narak Kong Shak und richteten unsere Praxis darauf aus, Negativität und Konflikte zu unterdrücken und die Bedingungen für Frieden zu schaffen. Wir haben auch die zahlreichen Gebetswünsche mit eingeschlossen, die durch Rigpas Online-Seite für Bitten um Gebete vorgebracht wurden; und wir nutzten die Gelegenheit, den Stupakomplex zu verschönern und der Stupa zu huldigen, die für Domang Yangthang Rinpoche errichtet wurde. Alle nahmen daran teil und es entstand ein tiefer Zusammenhalt in unserer Pilgergruppe. Alle sprachlichen und kulturellen Unterschiede lösten sich auf.
Einige der vielen Höhepunkte unserer Zeit in Tashiding waren eine dreistündige dynamische Belehrung von Khenpo über die Geschichte von Sikkim, das Rigzin Sokdrup und Riwo Sangchö, eine live gestreamte Praxis für die Rigpa-Sangha als Teil der Reihe “Riwo Sangchö lebendig machen”, sowie eine Führung durch den Sekretär der Tashiding Association, Phurba Bhutia, und einen lokalen Gemeindevorsteher.
Wir verließen Drakkar Tashiding mit einem breiten Lächeln und vollen Herzen. Es war eine wunderbare Gelegenheit, als Praxisgruppe zusammenzukommen, unsere Verbindungen zu stärken und uns in der Praxis zum Wohle der Wesen zu vereinen. Wir haben einstimmig den Wunsch geäußert, dies im Jahr 2024 zu wiederholen!
-------
Im zweiten Teil dieses Beitrags werden wir mehr über die nächste Etappe der Pilgerreise auf den Spuren von Padmansambhava berichten.
Die nächste Pilgerreise führt zu den acht heiligen Stätten von Buddha Shakyamuni (in Indien) und findet vom 9. bis 23. März statt. Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail von Mauro oder Manish.
Weiterführende Lektüre:
Eine Beschreibung, wie ergreifend es ist, an einem so heiligen Ort zu praktizieren, gibt es auf der hervorragenden Nekhor-Webseite.
Wer mehr über das Sang-Opfer erfahren möchte, findet eine Sammlung auf Lotsawa House (teilweise auch auf Deutsch) und eine inspirierende Sammlung von Videos auf Prajna.
Anmerkung:
*Sang ist eine Praxis des Darbringens von duftendem Räucherwerk. Die populärste Version dieser Praxis ist Riwo Sangchö, das "Berggipfel-Rauchopfer".
☟ Bitte zum Ende der Seite scrollen um Kommentare zu teilen